06.09.2012

Projekt "Ü200"

200 km. Ein Tag. Das Ganze mit dem Rad. Seit ca. 2 Jahren schwirrt mir dieses Projekt durch den Kopf, immer begleitet mit den drei brennenden Fragen: Wo? Wann? Und natürlich warum?

Letztes Jahr habe ich meinen ersten Versuch mit Fabian, einem Freund und Fahrradkollegen, unternommen. Es sollte von Wiesbaden nach Köln gehen, morgens mit dem Zug hin, ab aufs Rad und zurück nach Köln, nur mussten wir leider nach 6 Stunden Regen und bissigen Gegenwind aufgeben. Es war gar nicht mal das körperliche, Schmerzen oder Müdigkeit, sondern eher dieses "Oh Mann, ich habe echt keinen Bock mehr, dieser ♠✘☠↯★ Gegenwind...". Natürlich wurde in dieser Situation und auch danach das "Warum?" sehr in Frage gestellt.


Dennoch haben wir das Projekt dieses Jahr nochmal, mit leichten Modifikationen, in Angriff genommen. Diesmal ging es von Köln aus los, Ziel war Mainz, eine ziemlich flache Strecke, gut um Kilometer zu kloppen. Dabei war klar, dass wir die fehlenden Kilometer in oder um Mainz füllen mussten, weil die Strecke "nur" 193 Kilometer lang ist, und dann auch nur, wenn man jeden Schwenk des Rheins mitnimmt und sich ein kleines bisschen verfährt, was natürlich schwer planbar ist.

Mit leichtem Rückenwind ging es letzten Samstag um 9.30 Uhr am Kölner Dom los, weiter am Rhein entlang mit der herrlichen Petrolindustrie zwischen Köln und Bonn. Die Strecke wird dann von Kilometer zu Kilometer schöner, vor allem ab Koblenz, wo wir eine kleine Pause eingelegt haben, um uns mit deftigen Butterstullen und Apfelschorle zu dopen.

Gut erfrischt und mit den Worten eines Mountainbikers im Hinterkopf: "Viel Spaß beim Geradeausfahren", ging es aus dem städtischen Getümmel raus auf die B9 und es ging, abgesehen von den Kurven des Rheins, einfach nur... geradeaus...

Um der nervenzerfetzenden Stimmung den Wind aus den Segeln zu nehmen und dem geneigten Leser den Herzinfarkt zu ersparen: WIR HABEN ES GESCHAFFT!!! In Mainz stellte Fabian noch fest, dass uns sieben Kilometer fehlen, um die 200 voll zu kriegen. Ich wollte meine Route, die ich mit Sports-Tracker aufgezeichnet habe, mit seiner vergleichen und musste feststellen, Akku leer... ♠✘☠↯★!!!

Leicht... nein, sehr, sehr, sehr genervt ob meines altersschwachen Akkus schwang ich mich wieder aufs Rad und wir fuhren rüber nach Hessen, um nach ca. 4 Kilometern eine Kehrtwende zu machen und zurück zu fahren. Erst als wir uns in einem Straßencafé vor dem Mainzer Bahnhof mit einem Weizen belohnten, sickerte die Information wirklich durch, dass wir in 7,5 Stunden 200 Kilometer zurückgelegt hatten.


Die Frage nach dem warum kann ich jetzt beantworten: WEIL ICH ES KANN und es fühlt sich verdammt gut an!

Zum Schluss flammte nur eine neue Frage auf:  Welche Strecke fahre ich jetzt?